Am Sonntag, den 16.02.25 fand ein Lehrgang des Shobukan Inyo-Ryu Battojutsu zum Thema Nagamaki, Ôdachi und Wakizashi in Bochum unter der Leitung von Benedikt Schwarz, 2. Dan, statt.
Wie üblich in Bochum startete Benedikt Schwarz den Lehrgang mit einer Theorie Teil. Hierbei wurden die Waffen (Nagamaki, Ôdachi und Wakizashi) in ihren verschiedenen Ausprägungen vorgestellt. Es wurde auf die verschieden Vor- & Nachteile eingegangen, sowie auf die Unterschiede zwischen Stahl und Holzwaffen. Die Holzwaffen entsprechen nämlich nicht immer genau ihren Stahl Pendants. Danach ging es in die Praxis. Es wurde zuerst die Führung der jeweiligen Waffen gezeigt und einzeln geübt. Danach konnten die Teilnehmer die Waffen (hier natürlich Holzwaffen) im Partnertraining verwenden und verschiedene Techniken ausprobieren.

Was sind Nagamaki, Ôdachi und Wakizashi eigentlich genau?
Ôdachi – Die Klinge der Krieger
Das Ôdachi (auch Nodachi genannt) ist ein beeindruckendes japanisches Schwert mit einer Klingenlänge von über 90 cm – manchmal sogar weit darüber hinaus. Ursprünglich für den Einsatz auf offenen Schlachtfeldern gedacht, war es die Waffe schwer gepanzerter Fußsoldaten (ashigaru) oder Krieger, die aus der Distanz große, kraftvolle Hiebe führen wollten. Aufgrund seiner Länge und seines Gewichts wurde das Ôdachi seltener am Gürtel getragen – stattdessen oft auf dem Rücken oder von einem Diener zum Kampf getragen. In der modernen Kampfkunst ist das Ôdachi vor allem ein Symbol für Stärke, Technik und Körperbeherrschung, denn der Umgang mit dieser Waffe erfordert außergewöhnliches Training und präzise Kontrolle.
Nagamaki – Die elegante Mischform
Das Nagamaki ist eine faszinierende Mischform zwischen Schwert und Stangenwaffe. Es besitzt eine ähnlich lange Klinge wie das Katana oder Ôdachi, aber zeichnet sich durch seinen besonders langen Griff aus – oft fast so lang wie die Klinge selbst. Diese Bauweise ermöglicht kraftvolle Schnitte und gleichzeitige Kontrolle über Distanz. Im Gegensatz zum Naginata, bei dem der Griff deutlich überwiegt, ist das Nagamaki besser ausbalanciert und wird mit einem charakteristischen, beidhändigen Griffstil geführt. In der Geschichte Japans wurde das Nagamaki besonders von Reitereinheiten geschätzt, da es Reichweite und Manövrierbarkeit kombinierte.
Wakizashi – Die Seele des Samurai
Das Wakizashi ist das kleinere Begleitschwert des Katana und war ein fester Bestandteil der Ausrüstung eines Samurai. Mit einer Klingenlänge von etwa 30 bis 60 cm war es vielseitig einsetzbar – sowohl im Nahkampf als auch innerhalb von Gebäuden, wo längere Waffen unpraktisch waren. Es diente außerdem als Ehrenwaffe und wurde auch bei rituellen Handlungen wie dem Seppuku verwendet. Zusammen mit dem Katana bildete es das Daishō-Set – ein Symbol für den sozialen Status und die Ehre des Trägers. In der heutigen Kampfkunst wird das Wakizashi häufig für schnelle, präzise Schnitte und zum Üben komplexer Techniken verwendet.
Unterschiede zwischen Ôdachi und Nagamaki
Auf den ersten Blick ähneln sich Ôdachi und Nagamaki – beide sind lange, beeindruckende Waffen mit großer Reichweite. Doch es gibt klare Unterschiede in Bauweise und Einsatzweise: Das Ôdachi ist im Grunde ein überlanges Schwert mit traditioneller Griffproportion, das primär für große, schneidende Bewegungen im offenen Kampf konzipiert wurde. Es wird wie ein Katana gehandhabt, erfordert aber viel mehr Kraft und Raum. Das Nagamaki hingegen besitzt einen deutlich verlängerten Griff, der fast die Hälfte der Gesamtlänge ausmacht. Dadurch erinnert seine Handhabung mehr an eine Stangenwaffe und erlaubt kontrollierte Hebeltechniken, ähnlich wie beim Bō oder Naginata. Während das Ôdachi den direkten, kraftvollen Schlag bevorzugt, erlaubt das Nagamaki mehr Variation und Kontrolle – insbesondere in beengteren Situationen oder vom Pferd aus. In der Kampfkunst stellt das Nagamaki somit eine Verbindung zwischen Schwertkunst und Stangenwaffen-Techniken dar.